1. Tierärztliche Bestandsbetreuung von Legehennenbeständen:
wirtschaftliche bedeutsame Krankheiten und Präventionsstrategien (Silke Rautenschlein, Arne Jung)
1.1 Bedeutung der tierärztlichen Bestandsbetreuung
1.1 Bedeutung der tierärztlichen Bestandsbetreuung
Von den über 40 Millionen in Deutschland gehaltenen Legehennen sind über 50 % in Beständen mit mehr als 10.000 Tieren zu finden (BÖTTCHER und SCHMIDT, 2008). Die Wirtschaftlichkeit der Legehennenhaltung wird zu einem erheblichen Teil durch die Herdengesundheit beeinflusst. Dabei spielen nicht nur infektiöse Erkrankungen eine Rolle, sondern es sind auch nicht-infektiöse Ursachen, die in einem erheblichen Maße zu Leistungseinbußen und Tierverlusten führen. Die Herdengesundheit wird entscheidend durch das Haltungssystem beeinflusst, welches zu einer Verschiebung von infektiösen Erkrankungen, als häufige Ursache von Bestandsproblemen, in Richtung nicht-infektiöse Erkrankungen führen kann (WEBER et al. 2003; RAUTENSCHLEIN, 2005a; Abb. 1.1). In Intensivhaltungssystemen mit guter Bestandshygiene und Abschirmmaßnahmen sowie einem gut durchdachten Prophylaxeplan sind die klassischen Infektionserkrankungen bei geringem Felddruck gut zu kontrollieren. Hier spielen jedoch die Management-bedingten Erkrankungen, welche oft mit hohen Tierzahlen einhergehen, eine große Rolle. Durch eine Imbalance in Bereich der natürlichen Abwehr des Tieres, bedingt durch unterschiedliche Stressfaktoren oder Stallklimaprobleme, kommt es zu den in der heutigen Geflügelpraxis sehr häufig anzutreffenden sogenannten Faktorenkrankheiten (MONREAL, 1990). Durch die Kombination einer unspezifischen Schwächung der Abwehr der Tiere mit einer Infektion mit Umgebungskeimen kommt es oft zu signifikanten Leistungseinbußen, welche mit erheblichen ökonomischen Verlusten einhergehen können.
Betrachten wir die möglichen Krankheitsursachen bei Legehennen, so muss bei der Einschätzung des Erkrankungsrisikos und somit möglicher ökonomischer Einbußen berücksichtigt werden, ob die zu betrachtende Herde sich in der Aufzucht- oder in der Legeperiode und dann in welchem Abschnitt der Legeperiode befindet. Bestimmte Erkrankungen können vermehrt bei Jungtieren mit einem unreifen Abwehrsystem in der Aufzucht, andere eher bei älteren Tieren in der späten Legeperiode gefunden werden. Somit stellt die vorsorgliche tierärztliche Bestandsbetreuung einen wichtigen Aspekt in der Legehennenhaltung dar. Die Bestandsbetreuung beinhaltet neben der kurativen tierärztlichen Tätigkeit im Falle eines Krankheitsausbruches auch die Einschätzung des möglichen Risikos für bestimmte Erkrankungen in Abhängigkeit vom Alter der Tiere und des Haltungssystems. Vor diesem Hintergrund können durch vorbeugende tierärztliche Maßnahmen die ökonomischen Verluste so gering wie möglich halten werden. Eine regelmäßige Betreuung der Legehennenherden ist somit Voraussetzung für das rechtzeitige Erkennen von Problemen und somit der Vorbeuge von Krankheiten und der Sicherung der Wirtschaftlichkeit des Betriebes.
Abb. 1.1: Einflussfaktoren auf die Tiergesundheit in einem Legehennenbestand