2 Wegweiser der praktischen Fütterung
2.2 Nährstoffbedarf von Legehennen
2.2 Nährstoffbedarf von Legehennen
Die Realisierung der in den Prüfungen demonstrierten möglichen Legeleistungen der Hennen in den Produktionsställen setzt eine bedarfsgerechte Ernährung der Hennen während der 12 bis 14monatigen Legeperiode (1 Periode = 4 Wochen) voraus.
Der Bedarf an Energie und den einzelnen Nährstoffen von Hennen der Legerichtung wurde von der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie (GFE, 1999) faktoriell abgeleitet und errechnet sich aus dem Bedarf an den einzelnen Leistungen für Erhaltung, Wachstum und Eibildung.
In den Energieerhaltungsbedarf werden der Grundumsatz, bestehend aus den Ansprüchen in Ruhehaltung, Nüchternheit und bei thermoneutralen Bedingungen gerechnet, sowie der Bedarf für Futteraufnahme, Verdauung, für motorische Aktivität und Homöostase der Körpertemperatur. Daraus ergeben sich unterschiedliche Ansprüche von Legehennen bei Käfig-, Boden- oder Freilandhaltung, sowohl durch die stärkere Bewegung als auch durch erhöhte Aufwendungen für die Wärmebildung des Tieres.
Als Beispiel dafür ist in der Tabelle 2.3 der Energieerhaltungsbedarf der Henne in Abhängigkeit von Haltungsform und Lebendmasse zu sehe.
Tab. 2.3:
Energieerhaltungsbedarf von Legehennen (MJ AMEN/Henne/Tag) (GfE, 1999)
Der Bedarf an umsetzbarer Energie für die Erhaltung von Legehennen wurde von der GfE (1999) auf
bei einer Umgebungstemperatur von 15 bis 28 °C festgelegt. Unter Einbeziehung aller Ansprüche der Henne für Erhaltung und Leistung ergibt sich folgende Berechnungsformel zur Kalkulation des Energiebedarfs:
Da diese Formel für die Bedingungen der Käfighaltung gilt, sind bei Bodenhaltung 10 % und bei Freilandhaltung 15 % dem Energieerhaltungsbedarf zuzuschlagen. In der Tabelle 2.4 wird der Gesamtenergiebedarf der Legehennen bei verschiedenen Haltungsformen und unterschiedlicher Leistung dargestellt. Die tägliche Eimasseproduktion der Hennen errechnet sich aus der Legeleistung und dem Eigewicht.
Tab 2.4: Gesamtenergiebedarf der Hennen (MJ AMEN/Henne/Tag) (GfE, 1999)
Wird über den Bedarf an Protein (Tab. 2.5) für die Legehennen gesprochen, betrifft das immer den Bedarf an den lebensnotwendigen = essentiellen Aminosäuren, die die Henne nicht selber synthetisieren kann und den nicht essentiellen Aminosäuren. Die essentiellen Aminosäuren Arginin, Lysin, Histidin, Leucin, Isoleucin Valin, Methionin, Threonin, Tryptophan und Phenylalanin müssen in genügendem Umfang mit der Nahrung zugeführt werden (Tab. 2.6).
Die Relationen der Aminosäuren zueinander sind auf die Relationen der Aminosäuren im Eiprotein, als dem idealen Protein, zurückzuführen.
Tab. 2.5:
Rohproteinbedarf (g/Henne/d) in Abhängigkeit von Lebendmasse
und täglicher Eimasse, ohne Anteil für Lebendmassezuwachs,
gültig ab 32. Lebenswoche (GFE, 1999)
Tab. 2.6:
Aminosäurenbedarf (mg/Henne/d) in Abhängigkeit von Lebendmasse
und täglicher Eimasse (GFE, 1999)
Notwendigerweise muss für die praktische Fütterung das Eiweiß-Energie-Verhältnis berechnet werden, da für die Eibildung und das Wachstum mehr Eiweiß pro Energieeinheit benötigt wird als für die Erhaltung (Tab 2.7).
Die Legetätigkeit stellt besonders hohe Anforderungen an den Bedarf an Mineralstoffen, insbesondere an die Versorgung mit Calcium. Zur Bildung der Schale eines Eies müssen etwa 2000 mg Ca herantransportiert werden. Da zum Höhepunkt der Eischalenbildung in den Nachtstunden die Eischale bis zu 300 mg Ca je Stunde aufnimmt, wird dem Blut zeitweilig in der Stunde 10mal soviel Ca entzogen, wie es Ca enthält. Deshalb ist es notwendig, dass die Henne vor Beginn der Dunkelphase ausreichend Futter mit genügend Ca (Tab. 2.8) aufnehmen kann (PINGEL und JEROCH, 1995).
In den hauptsächlichen Futtermitteln für Geflügel, wie Cerealien, Körnerleguminosen und Ölsaaten, ist reichlich Phosphor enthalten. Jedoch liegen 40 bis 80 % des Gesamtgehaltes in organischer Bindungsform als Phytin-Phosphor vor. Bei der Henne hängt die Ausnutzung des Phytin-Phosphors in den Getreidekörnern vor allem von der Aktivität des getreideeigenen Enzyms Phytase ab. Da die Phytase-Aktivität zwischen den Getreidearten sehr unterschiedlich ist, wird die Höhe der erforderlichen Ergänzung der Futterration mit anorganischem Phosphor wesentlich von der verwendeten Getreideart bestimmt (JEROCH, 1993).
In den Tabellen zu den Versorgungsempfehlungen der Hennen wird deshalb mit dem Begriff Nicht-Phytin-P gearbeitet (Tab. 2.8).
Der Bedarf der Henne an Magnesium ist wenig untersucht. In Untersuchungen von HOSSAIN and BERTECHINI (1998) wurden bei einem Gehalt von 4 g Mg pro kg Futter eine maximale Futteraufnahme und das höchste Eigewicht erreicht.
Die Henne toleriert die 6 - 7 fache Menge der Empfehlungen (Tab. 2.8) des Natriumchlorid – Gehaltes im Futter, wenn sie die Möglichkeit einer ausreichenden Wasseraufnahme hat.
Tab. 2.8:
Empfehlungen zur Versorgung von Legehennen mit Mengenelementen (g/d)
(GFE, 1999)
In der Ernährung der Legehenne sind insbesondere die Spurenelemente Eisen, Kupfer, Zink, Mangan, Jod und Selen von Bedeutung und werden dem Futter zugesetzt (Tab. 2.9), auch wenn native Gehalte in den Futtermitteln vorhanden sind. Über einen Bedarfsanspruch der Legehenne an weiteren Spurenelementen ist wenig bekannt und diese Elemente sind im praxisüblichen Alleinfutter offenbar in ausreichenden Konzentrationen enthalten (GFE, 1999). Sowohl der Eisen- als auch der Kupferbedarf der Henne wurden bisher nicht gezielt untersucht. Bei beiden Elementen verändern sich durch eine steigende Zufuhr mit dem Futter die Gehalte im Ei nicht. Die praxisüblichen Rationen für Legehennen müssen mit Zink ergänzt werden. Der Zusatz des Enzyms Phytase verbessert auch die Zinkverfügbarkeit (THIEL et al., 1993; YI et al., 1996).
Während eine niedrige Mangan-Versorgung die Stabilität der Eischale beeinträchtigen kann, gibt es keine Hinweise darauf, dass eine Versorgung über den Bedarf (Tab. 2.9) hinaus nicht doch noch zu Verbesserungen bezüglich Legeleistung, Eigewicht, Schalendicke oder Bruchfestigkeit führt.
Die Henne benötigt für die Synthese des Schilddrüsenhormons Thyroxin eine Futterration die mit Jod angereichert wurde, da die Futtermittel pflanzlichen Ursprungs im Allgemeinen arm an Jod sind. Eine Jodzufuhr von 0,5 mg pro kg Futter ist für eine sichere Versorgung der legenden Henne ausreichend. Darüber hinausgehende Jod-Gehalte im Futter führen insbesondere über das Eidotter zu einer ansteigenden Jodkonzentration im Ei (RICHTER, 1995; RÖTTGER et al., 2008).
Die Gehalte an Selen in Futtermitteln können je nach ihrer Herkunft stark schwanken. Deshalb ist es in der Legehennenfütterung notwendig, Selen zu zusetzen (Tab. 5.2.9), um negative Einflüsse auf die Legeleistung, Fruchtbarkeit und Mortalität zu verhindern.
Um ein Risiko sowohl für die Gesundheit des Tieres als auch für den Konsumenten auszuschließen, wurden vom Gesetzgeber (FUTTERMITTELRECHT, 2008) die Höchstgehalte an Spurenelementen pro kg Alleinfutter festgelegt (Tab. 2.9).
Tab 2.9:
Empfehlungen zur Versorgung von Legehennen mit Spurenelementen
(mg/kg Futtertrockensubstanz) (GFE, 1999)
Die Kenntnisse über den Bedarf an Vitaminen des Geflügels sind je nach Vitamin unterschiedlich und oft lückenhaft. Die Empfehlungen zur Nährstoffversorgung von Legehennen sehen sowohl eine Supplementierung der fettlöslichen als auch der wasserlöslichen Vitamine vor (Tab. 2.10), da die Alleinfutter für Hennen aufgrund der geringen Vitamingehalte in den Einzelfuttermitteln oft nicht die notwendigen Konzentrationen aufweisen.
Eine steigende Konzentration der fettlöslichen Vitamine A, D, E und K im Futter führt zu einer Zunahme insbesondere im Eigelb. Deshalb wurde im FUTTERMITTELRECHT (2008) für Vitamin D3 ein Höchstgehalt im Legehennenfutter festgeschrieben, um Risiken für den Konsumenten, die durch den Verzehr von Eiern, die mit Vitamin D angereichert wurden, aber auch von Organen, wie Leber und Fleisch ausgehen könnten, auszuschließen.
Die essentiellen Fettsäuren (Linolsäure, a-Linolensäure) bestimmen als Bausteine der Zellmembranen wesentlich deren Funktionen mit und sind die Ausgangssubstanzen für verschiedene Gewebshormone. Der Organismus der Henne ist nicht in der Lage, die mehrfach ungesättigten Fettsäuren Linolsäure und a-Linolensäure selber zu synthetisieren und oder ineinander umzuwandeln. Deshalb ist die Zufuhr sowohl der W-6 (Linolensäure) als auch der W-3 (a-Linolensäure) Fettsäuren über das Futter unbedingt notwendig (Tab. 2.10). Die essentiellen Fettsäuren verbessern sowohl die Legeleistung als auch das Eigewicht und die Schlupffähigkeit von Eiern. Weiterhin wird über das Fettsäurenmuster im Futter das Fettsäurenmuster im Eidotter verändert (HALLE, 1999).
Tab 2.10:
Empfehlungen zur Versorgung mit Vitaminen (IE/mg/g/kg Futtertrockensubstanz)
(GFE, 1999)
Wasser ist ein essentieller Nahrungsbestandteil und muss den Hennen beständig in entsprechender Qualität zur Verfügung stehen. Der tägliche Bedarf der Henne wird beeinflusst durch die Umgebungstemperatur, die Luftfeuchtigkeit, die Futterzusammensetzung, die Legeleistung und das Eigewicht. In der Tabelle 2.11 wird die tägliche Wasseraufnahme von Hennen bei unterschiedlicher Legeleistung und Umgebungstemperatur verglichen. Generell benötigt die Henne etwa die doppelte Menge an Wasser, die sie an Futtertrockensubstanz aufnimmt. Über die erforderliche Trinkwasserqualität wurde kürzlich umfassend informiert (KAMPHUES et al., 2007).
Tab. 2.11:
Mittlere tägliche Wasseraufnahme
von Legehennen (ml/Henne)
(LEESON und SUMMERS, 2001)