1. Tierärztliche Bestandsbetreuung von Legehennenbeständen:
wirtschaftliche bedeutsame Krankheiten und Präventionsstrategien
(Silke Rautenschlein, Arne Jung)
1.3 Ökonomisch bedeutsame Krankheiten bei Legehennen
1.3.1 Erkrankungen des Immunsystems
1.3.1 Erkrankungen des Immunsystems
Besonders empfänglich für Erkrankungen des Immunsystems sind Jungtiere, welche einen unzureichenden Schutz, oft bedingt durch keine oder zu geringe von der Mutter auf das Küken übertragene Antikörperlevel, gegen bestimmte Infektionserreger aufweisen. Häufig sind an den Erkrankungen des Immunsystems bei Jungtieren virale Erreger beteiligt. Spezifisch beeinträchtigen das Virus der Infektiösen Bursitis (SHARMA et al., 2000), das Hühneranämievirus sowie der Erreger der Marekschen Krankheit das aviäre Immunsystem. Aber auch das aviäre Metapneumovirus, Newcastle Disease und Reoviren sowie Adenoviren können das Immunsystem negativ beeinflussen. Nicht-infektiöse Ursachen sind häufig im Feld Mitverursacher von immunsuppressiven Erkrankungen wie z. B. Mykotoxine, Managementfehler, Umweltverschmutzung und Stress.
Oft werden Erkrankungen des Immunsystems erst erkannt, wenn durch die Vorschädigung der Abwehrlage des Tieres Umweltkeime die Hühner infiziert haben. Dies führt dann zu erhöhten Abgangsraten, Abfall in der Legeleistung und weiteren unspezifischen klinischen Symptomen. Es handelt sich meist um weit verbreitete Infektionserreger, die entweder im Stall vom vorhergehenden Bestand verblieben oder von außen in den Bestand eingetragen werden können.
Umweltkeime wie Pseudomonaden, viele E.coli-Stämme, Pilze und andere Erreger, die dann die klinische Symptomatik entscheidend beeinflussen können, sind jedoch immer im Bestand vorhanden und können nicht aus der Stallumgebung entfernt werden. Erkrankungen bedingt durch diese sogenannten fakultativ pathogenen Erreger sind nur durch die Kontrolle der primärschädigenden Ursachen zu bekämpfen. In der Praxis sind umfangreiche, dem Felddruck angepasste Impfprogramme zur Kontrolle der immunsuppressiven primären Erreger am erfolgversprechendsten. Dies kann zum einen durch Impfung der Elterntierherden erfolgen, oder zum Anderen durch Vakzination der Junghennenküken (BEHR et al., 2008). Jedoch ist es sehr wichtig, die Impffähigkeit der Tiere dabei zu berücksichtigen, um keine erkrankten oder geschwächten Herden zu impfen und dann trotz Verabreichung des Impfstoffes Infektionsdurchbrüche zu bekommen.