1. Tierärztliche Bestandsbetreuung von Legehennenbeständen:
wirtschaftliche bedeutsame Krankheiten und Präventionsstrategien
(Silke Rautenschlein, Arne Jung)
1.3 Ökonomisch bedeutsame Krankheiten bei Legehennen
1.3.2 Erkrankungen des Respirationsapparates
1.3.2 Erkrankungen des Respirationsapparates
Eine Beeinträchtigung der Tiergesundheit durch Erkrankungen des Atemtraktes ist in der intensiven Nutztierhaltung sehr häufig. Bedingt durch die hohe Tierdichte, oft ganzjährige Stallhaltung sowie suboptimales Stallklima und schlechte Luftqualität kommt es sehr oft im Bereich dieses Organsystems zu Faktorenkrankheiten. Durch Zusammenwirken dieser Faktoren in Kombination mit schwachvirulenten Infektionserregern kommt es zu unspezifischen respiratorischen Krankheitserscheinungen. Es reichen oft schon vermehrungsfähige bei gesunden Tieren als unbedenklich einzustufende Erreger aus, um bei einer haltungsbedingten Vorschädigung zu einer Beeinträchtigung des natürlichen Abwehrsystems im Bereich des oberen Respirationstraktes zu führen. Dies bedeutet, dass es zu einem Nachlassen in der Beweglichkeit der Zilien und des Schleimtransportes im Bereich des oberen Respirationstraktes kommt. Eine Infektion kann stattfinden und oft noch in tiefere Regionen des Atemtraktes, bedingt durch die Vorschädigung, vordringen. Neben der großen Bedeutung der nicht-infektiösen Ursachen können primär krankmachende Infektionserreger bei einem unzureichenden Impfschutz oder bei hohem Felddruck die Hühner infizieren. Oft ist dies verbunden mit einer Schädigung anderer Organkomplexe, was zu einem Einbruch der Legeleistung führen kann (Tab. 1.1).
Begleitet von einer Optimierung des Managements und der Hygienebedingungen können die Legehennen gegen eine Reihe von Infektionserregern geimpft werden. Bei der Impfung ist zu beachten, dass der Impfstoff so entwickelt und eingesetzt wird, dass er am Ort des Erregereintritts zu Immunreaktionen führen kann und somit den Erregereintritt in den Organismus direkt verhindert (BERMUDEZ und STEWART-Brown, 2003). Viele Impfstoffe gegen Respirationserreger sind somit über den Respirationstrakt, also über Augentropfen oder, besser für die Massenapplikation geeignet, über Spray/Aerosol einzusetzen. Bei der Applikation von Impfstoffen über den Respirationstrakt durch Spray muss folgendes beachtet werden: die Lüftung ist vorübergehend abzuschalten; alle Tiere müssen gleichmäßig mit einer ausreichenden Impfstoffmenge besprüht werden; zur Berechnung der einzusetzenden Tröpfchengröße des Sprays ist die Umgebungstemperatur sowie relative Luftfeuchtigkeit zu beachten, da durch Verdampfen der Tröpfchen die Größe dieser möglicherweise zu klein wird und somit im tieferen Respirationstrakt zu Reizungen führen kann. Je nach Erreger kann die Impfung mit lebenden Erregern (‚Lebendimpfstoffe’) bereits im frühen Kükenalter erfolgen, wenn keine Interferenz durch maternale Antikörper mit dem Impfvirus zu erwarten ist (BEHR et al., 2008). Gegen die Bakterien werden in der Regel inaktivierte Erreger (‚Todimpfstoff’) verimpft, was eine Individualimpfung der Tiere erfordert. Auch erfolgen viele Wiederholungsimpfungen mit einem Kombinationsimpfstoff auf der Basis abgetöteter Erreger.
Tab. 1.1: Ursachen, die häufig in der kommerziellen Legehennenhaltung
zu einer Erkrankung des Respirationstraktes bei der Legehenne führen können